Die Kanonenbahn – Die „Schiefe“ Brücke, Teil 61
Die Schiefe Brücke, die eigentlich korrekterweise „Die Überquerung der Bebra-Friedländer Eisenbahn“ heißen müsste, überquerte aber nicht nur die Bahn, sondern gleichzeitig die Chaussee von Niddawitzhausen nach Reichensachsen, die heutige Bundesstraße 27, in einem schiefen Winkel von etwa 310 und einer Steigung von 1:130. Die Höhendifferenz zwischen den beiden Bauwerken betrug an den Schienenoberkanten 5,98 m, wobei die Durchfahrtshöhe lediglich 4,50 m betrug. Für die lichten Weiten des Bauwerks war ausschlaggebend, dass sowie die Bahnstrecke als auch die Chaussee in einer jeweiligen Breite von 9 m überquert werden sollten, das bedeutete in der Bahnachse gemessen eine Weite von je 17,382 m. Beim Bau bereitete der Untergrund keine besonderen Schwierigkeiten, da dieser im Tal der Wehre gelegen, aus einem festen Kiesbett bestand. Die Kostenrechnungen hatten ergeben, dass es am sinnvollsten wäre, einen Mittelpfeiler zu errichten und da die höchstmögliche Höhe lediglich ein Dreizehntel der Stützweite von 19,50 m betrug, einen eisernen Überbau aus Blechträgern für die Überquerung zu wählen. Da die Überquerung in einer S-Kurve erfolgte, mussten die jeweils inneren Hauptträger um 3 cm tiefer liegen. Diese Hauptträger waren in 3,10 m Abstand zueinander angeordnet und besaßen bei ihren 19,50 m Stützweite eine Höhe von 1,50 m bei 12 mm Blechstärke. Sie besaßen Winkeleisen mit 120 x 120 x 13 mm und drei Deckplatten von 252 x 13 mm. Der Nettoquerschnitt betrug somit 152,60 cm2.
Der Überbau wurde auf dem Mittelpfeiler fest verankert und wurde für eine Schienenlänge von 7 m ausgelegt, daher mussten die Querträger in 3,50 m Abstand angeordnet werden, so dass sich außer den Endschwellen-Trägern stets gleichlange Schwellenträger ergaben. Die Auflager der Hautträger wurden durch 10 mm starke Bleche, die an den Anschlüssen mit 36 cm die Höhe der freiliegenden Hochwand und an den Endstücken mit 1,18 m die Höhe der Hauptträger besaßen, mit 2 einfassenden Winkeleisen mit 72 x 72 x 10 mm fest miteinander verbunden. Das Gewicht eines Überbaus für 1 Öffnung betrug an Gusseisen 335 kg und an Schmiedeeisen 25.334 kg. Die Gesamtkosten für das Bauwerk, bei dem zunächst nur ein stählerner Überbau realisiert wurde, betrugen 46.123 Mark. Obwohl keine genauen Daten zu finden sind, gehe ich davon aus, dass das Bauwerk, wie auch die Vierbachbrücke bei Reichensachsen, in den Jahren 1877 und 1878 errichtet wurde.
von Hermann Josef Friske (Fortsetzung folgt)